Die zwei Münzschätze

Kaum noch bekan­nt ist die Tat­sache, dass in Binzwan­gen sowohl 1898 als auch 1927 zwei Münzschätze ent­deckt wur­den. Wert­ge­gen­stände wur­den nor­maler­weise nur ver­graben, um sie später wieder zu heben, z.B. um sie vorüberge­hend vor Dieb­stahl zu sich­ern, etwa während eines Krieges. Wenn man sie heute find­et, ist das ein Zeichen dafür, dass der Eigen­tümer nicht mehr dazu kam, seinen Schatz wieder auszu­graben. Während es beim ältesten Schatz aus dem 12. Jahrhun­dert unklar ist, wieso er ver­graben wurde, kann man bei den Münzen aus dem 16. Jahrhun­dert den Grund dafür ver­muten.


Der Münzschatz von 1898

Der Kun­sthis­torik­er Lud­wig von Bürkel berichtet 1900 in einem kurzen Auf­satz:

»Binzwangen, Pfarrdorf im Bezirksamt Rothenburg in Mittelfranken, ist der nördlichste Fundort bayerischer Halbbracteaten. (…) In der Hauptmasse finden wir dieselben Halbbracteaten, mit denen uns die Funde von Etting und Unterbaar, soweit sie bayerische Gepräge brachten, bekannt gemacht haben. Leider ist der Fund zerstreut worden. (…) Das Wenige, was über die Auffindung zu erfahren war, verdanken wir Herrn C. F. Gebert in Nürnberg. Demnach stiess man beim Stockgraben im Walde bei Binzwangen auf die Münzen; diese waren in Form einer Rolle aneinander gelegt, eine Umhüllung war nicht vorhanden. Diese Mittheilungen wurden zwar ohne Gewähr gemacht, doch spricht für ihre Richtigkeit die Erhaltung der Fundstücke; sämmtliche sind in Ermangelung einer schützenden Hülle stark verwittert, bröckelig und zersetzt. Ein Theil wurde, wie sich trotzdem an der Schärfe der Prägung erkennen lässt, in sehr gutem Zustande vergraben.«
Ins­ge­samt bestand der Schatz wohl aus 119 Münzen, soge­nan­nten Halb­brak­teat­en oder Dün­npfen­nige. Sie zeigen zum Beispiel einen Bischof mit Krumm­stab, der einem Knieen­den einen Eid abn­immt, zusam­men mit einem Engel. Oder einen gepanz­erten Krieger mit Schw­ert und Schild neben einem Löwen.
Dün­npfen­nige stam­men haupt­säch­lich aus dem 11. und 12. Jahrhun­dert. Ein ander­er Münz­forsch­er datiert den Binzwanger Münzschatz auf die Zeit um 1160/1170, da in dem sehr ähn­lichen Fund von Unter­baar Augs­burg­er Pfen­nige mit ein­er Beschrif­tung Bischof Kon­rads vorkom­men. Natür­lich kön­nen die Münzen auch erst einige Zeit später dort ver­graben wor­den sein. Warum das gemacht wurde und vor allem warum sie nicht mehr aus­ge­graben wur­den, ist jedoch nicht mehr bekan­nt.
 
 

Der Münzschatz von 1927

Über den zweit­en Münzschatz sind einige Infor­ma­tio­nen mehr bekan­nt. Ent­deckt wurde er bei Bauar­beit­en auf einem Binzwanger Anwe­sen, woraufhin sich der hiesige Pfar­rer zu dieser Zeit, Fer­di­nand Vogth­err, dem Fund annahm. Ins­ge­samt waren es 4650 Münzen aus der Zeit zwis­chen 1450 und 1522. Die Datierung der jüng­sten Münze, ein Nördlinger Pfen­nig, auf 1522 gibt auch schon den entschei­den­den Hin­weis zu den Hin­ter­grün­den. Der Bauernkrieg von 1524 bis 1526 wurde vor allem auch in Franken aus­ge­tra­gen. Die Auf­stände der Bauern resul­tierten in Gegen­maß­nah­men der Gegen­partei. In dieser unsicheren Kriegssi­t­u­a­tion muss auch ein Bewohn­er von Binzwan­gen sein Ver­mö­gen in Sicher­heit gebracht haben. Es war sicher­lich nicht seine Absicht, dass es erst 400 Jahre später wieder ans Licht kam. Warum genau er die 4,5 Kilo­gramm an Münzen nicht mehr aus­graben kon­nte, ist nicht mehr rekon­stru­ier­bar. [Mehr zum Bauernkrieg in Binzwan­gen dem­nächst hier.]