Das folgende Gedicht eines unbekannten Autors enthält in Mundart einen Rundgang durch Binzwangen im Jahr 1903, bei der jeder Hausvorstand mit einer charakteristischen Eigenart erwähnt wird. Meist bezieht sie sich auf den jeweils ausgeübten Beruf. In manchen Fällen sind die genauen Hintergründer heute jedoch nicht mehr nachvollziehbar.
Hausnummer eins, der Pfarrer spricht:
Vertrau auf Gott, sunst keinen nicht.
Dann kumma mir zum Terauf nou,
Der fängt sei Lebn mit Unfall ou,
Die Bräunlesbebi hat kein Mou,
Die segt i fang mit dera Gschicht nit ou.
Nach kumma mir zom alten Summa,
Is’ erst von Poppenbach nunter kumma.
Den alten Boß ist d’Hirtawiesn,
Als Futter für sein Bulla angewiesen.
Na kumma mir zon Wongera,
Dou gibts die Kinder groß und kla.
Der Weber wohnt ganz hinten drauß,
den gena bal sei Säftli aus.
Der Bodechtel spricht: mei Stammbaum ist hunder Jahr auf’n Haus,
Sorg a jeder, daß nit sei Noma geht aus.
Und über der Straßen der Hesenauer,
Hats schöner wie a großer Bauer,
Der Herrmann, der is gor nit oni,
Hast du was zfohrn, sagt er, des ton i.
An Burgermaster braucht mer a,
Der hat das Recht der ganzen G’ma.
Und nebendran der Lehrer spricht,
Ich geb den Kindern Unterricht.
Wenn du nit dumm bist und nit spinnst,
Gehst du in d’Kirch zum Gottesdienst,
Beim Seyler kehr’n die Leut gern ein,
Da gibts guts Bier, auch Schnaps und Wein.
Sou not wie der Schirmer Kloha
Hat kaner ins Wirtshaus bonoha.
Wenn die Zahn zu drein tun schmieden,
Na mant mer, es wird die Kirch zamglitten.
Der Christoph wohnt am Kirchhof dort,
Des is ganz g’wiß sei letzter Ort.
Und nebendran der Holzinger
Verlor durchs Stöckgrab’n sein Finger.
Der Steinberger hat Gmaschreiberei,
A Agentur und Doktorei.
Und wenn der Rükert wär recht städt,
Wißt mer gwiß, daß er ka Arbeit hätt.
Der Ranger secht: „O Leut kaft ei
I hob es Salz in d’Supp’n nei.”
Der Kurz, der braucht nit viel Werkzeug,
Der werd scho vo der Nodel reich.
Der Sauerlert, a großer Bauer,
Dem werd ganz g’wiß sei Leb’n nit sauer.
Wißt ihr, was der Kallert ist,?
Mer mant, des is a Polizist.
Der Lehrt is Schäfer in der Gma,
Der sucht si bald a schöne Fra.
Und wär der Fenn a Millionär
Müßt gleich a Geldkasten her.
Die Eva ist Holzförsterin
Und a geistlia Windmacherin.
Und in r’a Stub’n kla und nett
Da wohnt die alte Margaret,
Der Theuer ist a guter Mou,
Doch hat sei Fra die Hos’n ou.
Der Fennschuster ist Brandsohlinspektor,
Er ist desweg’n noch ka Direktor.
Was willst’n vor der Helleri mehr,
A gute Fra is und freundlich sehr.
Der Probst spricht mit an freundli’n Gsicht
„I handel mit zwa Pfarrer nicht.”
In Reif, den is a Strach passiert,
Den hems erst tausend Mark ausg’führt.
In Burger mog mer nicht gern b’suchn,
Dou schmeckt es Haus nach Totentrug’n.
Vom Bräunla kon mer grod nix sog’n,
Doch Geld, doa soll er grod gnug hom.
Aus Erfahrung der Vetter Schulz spricht halt,
Mach du viel Spaß, so wirst Du alt.
Sei Bruder, der wohnt nebendran,
Der fährt die Butter auf die Bahn.
Hast du a Sau, so hat’s ka Nout,
Gehst du zum Wick, der sticht dirs tout.
Wie laf’n halt die Madli g’schwind,
Wenn der Postbot a Liebsbriefla bringt.
Die Lena ohne Mout hat a ka Nout,
Sie sägt, i hob doch a mei täglichs Brout.
Der Ohr ist überall bekannt,
Drum ist er Molkereivorstand.
Der Burgerschmied, der kennt si aus,
Haut Profit aus alten Eisen raus.
A Schuster is der Boß’n Hanni,
Der macht die Schuh für Gros und Klani.
Der Leidel is a Grundbesitzer,
Is Metzger, Molker, Schloßbesitzer.
Der Stoffshanni hat Milchroß im Stall,
Dou geht’s halt immer Knall auf Knall.
Bierbrauer Heller kennt si aus,
Aus Hopfen und Malz a flüssig’s Bier er macht draus.
Und wenn der Wick auch viel dersticht,
Braucht er desweg’n nit vors Gericht.
Wos willst’n du von Kallert mehr,
Sei Tochter kriegt die ganz Putscher.
Bon Sattler dou gibts Sofa und Matratzen,
Pferdgeschirr und Peitschaschmatzen.
Die Boders Maria hat viel Müha,
Bis sie striegelt ihr Abrahams Küha,
Na kumma a zum Pfeifer naus,
Und damit is mei Gschichtla aus.