Schlössla“

Stand 2018: Mit­tler­weile hat sich ein neuer Eigen­tümer gefun­den, der das Bau­denkmal fachgerecht instand­set­zen will. Mehr zu seinen Plä­nen ver­rät ein Artikel aus dem Fränkischen Anzeiger: Lesen

Fragt ein Besuch­er einen Dorf­be­wohn­er, wo er denn das Schloss find­en könne, wird er zunächst einen ver­ständ­nis­losen Blick ern­ten. Schnell aber wird sich das Missver­ständ­nis aufk­lären, denn das „Schlöss­la“ ken­nt in Binzwan­gen jed­er — wenn auch in den sel­tensten Fällen als Sehen­würdigkeit. Tat­säch­lich ist das ver­meintliche Schloss, um das es sich dreht, ein denkmalgeschütztes Gebäude aus der Zeit um 1600. Der langsame Ver­fall und die hohen unver­mei­d­baren Instand­set­zungskosten führen dazu, dass es noch immer ohne engagierten Eigen­tümer ist und weit­er­hin allem Wind und Wet­ter aus­ge­set­zt ist. Dabei lohnt sich ein wohlwol­len­der Blick auf das Objekt, denn es ist nicht nur baugeschichtlich inter­es­sant, son­dern erzählt auch vom jahrhun­derte­lan­gen Ein­fluss des Bis­tums Eich­stätt auf Binzwan­gen.

»Beim sogenannten „Schlösslein“ in Binzwangen handelt es sich um ein zweigeschossiges, walmgedecktes Gebäude der Zeit um 1600. Teile des Sockels wie des Erdgeschosses reichen möglicherweise noch auf ein spätmittelalterliches Turmhaus zurück. Die ursprüngliche Funktion des — vor allem im Inneren — überaus repräsentativ gestalteten Baues ist noch ungeklärt. Möglicherweise handelt es sich um ein ehemaliges bischöfliches Amtshaus.
Ursprünglich scheinen sowohl Erd- als auch Obergeschoss über massive Sockel in Fachwerk errichtet worden zu sein. Die Außenwände des Erdgeschosses wurden jedoch aufgrund von Feuchteschäden bereits im Verlauf des 19. und frühen 20. Jahrhunderts an Nord- und Westseite in Sandstein- bzw. Ziegelmauerwerk ersetzt. Ob die Lochfassaden, insbesondere die Ostfassade, in der Vergangenheit bereits Veränderungen erfahren haben, ist derzeit noch ungeklärt.
Das turmartige Gebäude weist einen nahezu quadratischen Grundriss auf, sowohl Erd- als auch Obergeschoss werden über einen breiten Mittelflur erschlossen. Die Flurwände zeigen Sichtfachwerk, die Haupträume sind größtenteils verputzt. Nahezu alle bauzeitlichen Türrahmen haben sich mit reich profilierten Bedachungen mit Konsolfries erhalten, des Weiteren historische Dielen- und Fliesenböden, Türblätter usw. Die Fenster gehen auf verschiedene Bauphasen zurück, im Obergeschoss sind teilweise noch barocke Kreuzstockfenster mit Bleisprossen vorhanden, im Erdgeschoss überwiegend Galgenfenster wohl des späten 19. Jahrhunderts. Das Dachwerk (zweigeschossiges Kehlbalkendach) ist von kräftigen Dimensionen und wird durch zweifach liegende Stühle gestützt.
Insgesamt handelt es sich um ein herausragendes Baudenkmal. Sowohl die reiche Innenausstattung als auch das qualitätsvolle Dachwerk besitzen ein gestalterisches und handwerkstechnisches Niveau, das weit über dem eines einfachen ländlichen Wohngebäudes liegt.
Die Schäden am Gebäude sind umfangreich. Vor allem an den Fachwerkaußenwänden des Erdgeschosses (Ost- und Südseite) besteht dringender Handlungsbedarf. Das Gebäude steht seit vielen Jahren leer.«

(Göh­n­er, Wolf­gang Karl: Verkäu­fliche Denkmäler. In: Denkmalpflege Infor­ma­tio­nen Nr. 145, Jg. 1 (2010), S. 48.)

Dieses her­aus­ra­gende gestal­ter­ische und handw­erk­liche Niveau, von dem hier gesprochen wird, ist wohl auch der Grund, weswe­gen das Gebäude den Dorf­be­wohn­er schon vor Gen­er­a­tio­nen wie ein Schloss vorgekom­men sein muss. Genau­so wie der Name geblieben ist, hof­fen wir, dass auch das „Schlöss­la“ bleibt und vielle­icht doch noch ein­mal zu ein­er Binzwanger Sehenswürdigkeit­en wird. Poten­zielle Schlossh­er­ren erhal­ten beim Eigen­tümer, der Mark­t­ge­meinde Colm­berg, sowie beim Bay­erischen Lan­desamt für Denkmalpflege Auskun­ft.