5 · Dorf in der Landschaft

Zu diesem Bew­er­tungs­bere­ich wird in der Dor­fw­erk­statt noch getüftelt.


Aus dem Erläuterungs­bericht:

Binzwan­gen liegt in der Mitte des flach­en Talkessels der Oberen Alt­mühl, weniger als 10 km südöstlich ihrer Quelle an der Europäis­chen Wasser­schei­de. Das leicht in den Gipske­u­per eingetiefte Beck­en am nördlichen Trauf der Fran–  k­en­höhe wird von Mis­chwald umrahmt und ist seit jeher von Grün­land domi­niert. Aus dieser grü­nen Ebene aufra­gend hebt sich der Kirch­turm gegen die Wäl­der im Hin­ter­grund deut­lich ab, während das übrige Dorf sich har­monisch in diese Land­schaft ein­fügt. Der Dor­fk­ern ist gegen Nor­den, Osten und Südosten von um­fangreichen alten Baum- und Heck­enbestän­den, die teil­weise schon zur Be­gleitvegetation der Alt­mühl gehören, umstanden. Im Süd­west­en und West­en hinge­gen prä­gen jün­gere Heck­enpflanzun­gen um die neueren Sied­lungs- und Indus­trieareale den Ort­srand. Jen­seits dieser Umgrü­nung schließen unmit­tel­bar land­wirtschaftlich genutzte Flächen an. Die Umge­bung von Binzwan­gen ist da­rüber hin­aus durch noch vorhan­dene alte Heck­en gekennze­ich­net, die his­torische Gemarkungs­gren­zen nachze­ich­nen, z.B. in Rich­tung Burghausen (Nor­den) oder Stet­tberg (West­en). Baum- und Heck­enbestände find­en sich außer­dem ent-lang der Alt­mühl, im Umfeld der Bade- und Fis­chwei­her sowie in einzel­nen Baum­grup­pen. Zwei als Natur­denkmale aus­gewiesene einzeln ste­hende alte Eichen im Nor­dosten und West­en sind beson­ders präg­nante Land­schaft­se­le­mente.
Die drei land­wirtschaftlichen Betriebe, die während der let­zten 20 Jahre außer­halb von Binzwan­gen errichtet wur­den, besitzen zum Teil eine eigene Begrü­nung. Einem Aus­greifen pri­vater Wohngebäu­de auf die son­st unbe­baute Land­schaft im Umfeld des Dorfs wird durch die Bau­plätze im Inneren vorge­beugt. Eben­falls durch alte Bäume sowie neu ange­leg­te Heck­en ist der Badewei­her mit Spielplatz der Kom­mu­nalen Allianz Obere Alt­mühl in die Land­schaft einge­bun­den. Gle­ich­es gilt auch für die Klär­anlage südlich des Ortes.
Viele Maß­nah­men zur Begrü­nung des Ortes und von Gebäu­den kom­men auch den Tier- und Pflanzenarten zugute, für die neue Leben­sräume geschaf­fen und beste­hende erhal­ten wer­den. Das gilt ins­beson­dere für die erwäh­n­ten Heck­en- und Baumbestände. Vor allem in Kom­bi­na­tion mit den Fisch- und Badewei­h­ern find­et sich in diesen Bere­ichen ein hoher Arten­re­ich­tum. Die Neuan­lage von Ben­jesheck­en in den 1990er Jahren erweit­erte den Altbe­stand zusät­zlich. Von beson­der­er Bedeu­tung ist außer­dem eine Rei­he beson­ders klas­si­fiziert­er und ge­schützter Bere­iche. So befind­et sich im Nord­west­en des Ortes an ein­er nicht mehr genutzten Ton­grube ein nach Bun­desnaturschutzgesetz geschützter Land­schafts­be­standteil. Im näheren Umfeld von Binzwan­gen existieren zudem mehrere geset­zlich geschützte Biotope, darunter v.a. Heck­en und die unbe­gr­a­digten Abschnitte der Alt­mühl im Nor­den, wo in der Auen­land­schaft eine vielfältige Flo­ra und Fau­na existiert. Dieses orts­typische Biotop wird vom Ort­sna­men Binzwan­gen, der auf eine mit Bin­sen bewach­sene Wiese hin­weist, auf beson­dere Weise repräsen­tiert. Auch hier tru­gen die Maß­nah­men zur Wieder­an­sied­lung des Bibers Früchte, was mitunter zu Kon­flik­ten mit ansäs­si­gen Land­wirten führt, die jedoch meist ein­vernehm­lich beige­legt wer­den kön­nen. Zusät­zlich wurde mit der Umgestal­tung eines Vorratskel­lers zu einem Fle­d­er­mauskeller mit   Ein- und Aus­flugöff­nung sowie ein­er Nisthil­fe für Störche weit­ere Leben­sräume geschaf­fen. Auch durch die Teil­nahme am Arten­hil­f­spro­gramm für Wiesen­brüter tra­gen örtliche Land­wirte zum Erhalt gefährde­ter Arten bei. In gle­ich­er Weise kann hier schließlich die nach­haltige Pflege und Bewirtschaf­tung der Fis­chwei­her durch die Mark­t­ge­meinde Colm­berg als Eigen­tümer und ihrer Pächter genan­nt wer­den.
Der Wan­del von tra­di­tionellen zu mo­der­nen Land­nutzungs­for­men ist auch in der Umge­bung von Binzwan­gen zu er­kennen. Neben der Ausweisung ökol­o­gis­ch­er Aus­gle­ichs­flächen auf staatliche Ini­tia­tive hin (Green­ing) zählt dazu etwa auch der langsame Umbau der Forst­wirtschaft weg von Monokul­turen hin zu Mis­chwaldbestän­den. Die zunehmende Ver­wen­dung regen­er­a­tiv­er Energi­eträger bet­rifft auch die von der Binzwanger Bevölkerung nach­haltig bewirtschafteten Wälder, aus denen ver­mehrt Holz in Form von Hackschnitzeln und Scheit­holz zur Energieerzeu­gung gewon­nen wird. Für den Betrieb von Bio­gasan­la­gen in benach­barten Orten wird zudem ver­stärkt auf den Anbau von Energiepflanzen wie Mais geset­zt.
Einge­tra­gene Bau-, Boden- oder Flur­denkmäler gibt es außer­halb von Binz­wangen kaum. Lediglich eine obertägig nicht sicht­bare jung­steinzeitliche Fund­stelle ist knapp 1,5 Kilo­me­ter östlich des Ortes verze­ich­net. Von beson­der­er Be­deu­tung sind jedoch min­destens vier erhal­tene Felsenkeller, die als Charakter­istikum Frankens zu den his­torischen Kul­tur­land­schaft­se­le­menten in Bay­ern zählen (ein Keller nen­nt im Innern das Bau­jahr 1782). Sie wer­den teil­weise noch als Lager­raum ver­wen­det oder dienen als Biotop für Fle­d­er­mäuse. Auf­grund ihrer früheren Nutzung als Bier- bzw. Vorrats­keller sind sie darüber hin­aus aber wich-tige Zeu­gen ein­er ver­gan­gene Brau­er­eikultur und Vor­rat­shal­tung vor der Ein­­führung elek­trisch­er Kühlgeräte.
Nicht nur die Felsenkeller, son­dern auch viele der neueren Bauw­erke inner­halb und außer­halb Binzwan­gens zeigen, dass Sied­lungs- und Natur­räume neben­ein­ander existieren oder har­monisch ineinan­der überge­hen kön­nen.