Pfarrkirche

St. Sebastian, Cornelius und Cyprian

 

Geschichte der Kirchenge­meinde

Mit der Grün­dung der Bistümer Würzburg und Eich­stätt in der Mitte des 8. Jahrhun­derts set­zte sich das Chris­ten­tum an der Oberen Alt­mühl endgültig durch. Die Binzwanger Gemeinde gehörte zunächst zur Würzburg­er Pfar­rei Obernzenn, ab dem 11. Jahrhun­dert zur Eich­stät­tis­chen Pfar­rei Bergel-Weil­er, dem heuti­gen Mark­t­bergel. Ver­mut­lich erhielt Binzwan­gen im 14. Jahrhun­dert, ähn­lich wie Stet­tberg, eine eigene Pfar­rei, zu der auch Ober­he­ge­nau gehörte. Aus­drück­lich erwäh­nt wird eine Pfar­rkirche jedoch erst 1485. Das Kirch­wei­h­fest wurde vom Bischof von Eich­stätt auf den Son­ntag vor St. Burkhard (14. Okto­ber) fest­gelegt.

Als der Mark­graf von Ans­bach 1528 in seinen Lan­den die Ref­or­ma­tion ein­führte, gehörte Binzwan­gen nicht nur kirchen-, son­dern auch grun­drechtlich zum katholis­chen Bis­tum Eich­stätt. Den Stre­it­igkeit­en um die Beset­zung der Pfar­rei set­zte der Mark­graf 1601 ein Ende. Während der Abschied­spredigt des katholis­chen Geistlichen instal­lierten seine Beamten am 8. Feb­ru­ar unter dem Schutz bewaffneter Sol­dat­en einen evan­ge­lis­chen Pfar­rer. Da die Binzwanger nach wie vor eich­stät­tis­che Unter­ta­nen waren, boykot­tierten sie zunächst alle Gottes­di­en­ste. Schließlich arrang­ierten sich sowohl der Bischof als auch die Bevölkerung mit der neuen Sit­u­a­tion. Die Dorf­be­wohn­er blieben jedoch Eich­stät­ter Unter­ta­nen. Eben­so wurde das Kirchen­ver­mö­gen noch bis 1797 von Eich­stätt aus ver­wal­tet, das eben­so für Bau und Erhalt von Schule und Kirche zuständig war, sich jedoch weigerte für das nun evan­ge­lis­che Pfar­rhaus aufzukom­men.

Während des Dreißigjähri­gen Kriegs (1618–1648), der die hiesi­gen Land­striche schw­er ver­wüstete, musste die ver­waiste Pfar­rei 14 Jahre lang von Ges­lau aus verse­hen wer­den. Seit der Wiederbe­set­zung 1652 ver­sieht der Pfar­rer von Binzwan­gen aus auch die Gemein­den von Stet­tberg und Cadolzhofen. Im Jahr 1664 wech­selte zudem Pop­pen­bach auf Wun­sch der Bevölkerung von der Pfar­rei Otten­hofen nach Binzwan­gen. Bis heute bilden die Kirchenge­mein­den Binzwan­gen (mit den Orten Ober­he­ge­nau und Pop­pen­bach), Stet­tberg und Cadolzhofen eine gemein­same Pfar­rei.

Baugeschichte

Ursprünglich existierte in Binzwan­gen eine Kapelle aus Holz, die ver­mut­lich mit der Erhe­bung zur Pfar­rei durch einen stein­er­nen Neubau erset­zt wurde, der den Heili­gen Cor­nelius und Cypri­an, später auch dem Heili­gen Sebas­t­ian gewei­ht war. Diese typ­is­che fränkische Dor­fkirche mit gotis­chen Spitzbo­gen­fen­stern und einem niedri­gen Turm mit Fach­w­erk-Obergeschoss war Mitte des 18. Jahrhun­derts jedoch zu klein und überdies sehr baufäl­lig gewor­den. Daher erteilte Eich­stätt den Auf­trag zu einem Neubau nach den Plä­nen des Her­rieder Baumeis­ters Johann Georg Enten­berg­er. Während die äußere Architek­tur katholisch anmutet, sollte der Entwurf im Innern bewusst dem lutherischen Mark­grafen­stil fol­gen. Der Grund­stein wurde am 7. Okto­ber 1749 unter Bei­sein sowohl ein­er mark­gräflich-ans­bachis­chen als auch ein­er eich­stät­tis­chen Del­e­ga­tion gelegt. Wie die alte so sollte auch die neue Kirche Insignien des Eich­stät­ter Bischofs tra­gen. Wo sie bere­its ange­bracht waren, wur­den sie 1752 von mark­grä­fis­chen Beamten jedoch wieder ent­fer­nt. Obwohl der Bischof der Bauherr war, trägt der Turm an der Ost­seite daher nicht sein Wap­pen, son­dern das Auge Gottes.

Seit ihrer Fer­tig­stel­lung 1752 beherrscht die Barock­kirche das Land­schafts­bild an der Oberen Alt­mühl. Der auf drei Seit­en mit Emporen aus­ges­tat­tete Innen­raum wird von einem aufwendi­gen Kanze­lal­tar dominiert. Die Orgel des Rothen­burg­er Orgel­bauers Georg Mar­tin Gessinger stammt eben­so wie der Tauf­stein aus der Bauzeit um 1750. Die älteste Glocke im Turm wurde zwis­chen 1525 und 1550 in der Werk­statt von Hans Glock­engießer III. aus Nürn­berg gegossen und hing schon in der Vorgängerkirche. Die 1815 und 1910 hinzugekomme­nen Glock­en mussten im Zweit­en Weltkrieg abgeliefert wer­den – danach kehrte nur die ältere zurück. 1954 wur­den die vorhan­de­nen Glock­en schließlich noch um zwei weit­ere ergänzt.

Läute Frieden in das Herz, läute Trost in jeden Schmerz, Herz und Sinn richt him­mel­wärts.“

(Inschrift der im Zweiten Weltkrieg verlorenen Glocke, 1910 gestiftet von Barbara Sauerhammer)

Ursprünglich wur­den ver­stor­bene Gemein­demit­glieder um die Kirche herum bestat­tet. Seit 1852 befind­et sich der Fried­hof west­lich außer­halb des Kern­dorfs. Das Pfar­rhaus west­lich der Kirche wurde 1772 erbaut. Die ursprünglich zur Kirche gehörende Schule von 1855 wurde 2009 abge­brochen. Seit der Fer­tig­stel­lung wurde das Kirchenge­bäude und sein Interieur mehrmals ren­oviert. Die let­zten größeren Ren­ovierungs­maß­nah­men erfol­gten 1968 und 2017.

Die Kirche heute

Die Pfar­rkirche St. Sebas­t­ian, Cor­nelius und Cypri­an wird heute in der Regel jeden zweit­en Son­ntag für Gottes­di­en­ste der evan­ge­lisch-lutherischen Kirchenge­meinde Binzwan­gen genutzt. Darüber hin­aus ist sie Ver­anstal­tung­sort für Konz­erte und Sta­tion auf dem durch Binzwan­gen führen­den mit­tel­fränkischen Jakob­sweg. Inter­essierten ste­ht sie von April bis Okto­ber über die West­türe offen.