25. Januar 1915: Dass Dein Wunsch recht bald in Erfüllung geht

„Die in ihren Anfängen viel geschmähte Feldpost leistet täglich Wunderdinge; am 16. Januar 1915, an welchem Tage eine Zählung vorgenommen wurde, sind aus dem Deutschen Reich 7 989 940 Feldpostsendungen nach dem Felde abgegangen, nämlich 4 304 770 portofreie, also meist bis 50 Gramm schwere Briefe und Postkarten, und 3 685 170 schwerere frankierte Feldpostbriefe und Feldpostpäckchen.“

Arnold Steinmann-Bucher, Deutschlands Volksvermögen im Krieg (1916).


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Fräulein
Lina Neefischer
Gutsbesitzerstochter
Oberfelden Post Colmberg
Bahnst. Lehrberg Mittelfrnk.

Komines, 25.1.1915
Werte Lina!
Habe deine neuste Karte u. Brief erhalten. Ich mache dafür meinen besten Dank u. wünsche, daß dein Wunsch recht bald in Erfüllung geht, worauf ich mich selbst sehne. Sonst geht es mir noch gut, was bei dir u. deinen l. Eltern auch noch der Fall ist wie ich sehe. Anbei übersende ich dir eine Ansicht von meinem Winteraufenthalt. Brief folgt. Sei recht herzlich gegrüßt sowie d. l. Eltern von deinem unvergesslichen G. Probst.


Anfang 1915 befindet sich die Division von Georg Probst weiter im Stellungskrieg südlich von Ypern: „Die Gefechtstätigkeit war in den ersten Wochen des neuen Jahres meist gering. Schnee, Regen und vor allem der dichte Nebel verhinderten Freund und Feind, sich lebhafter zu bekämpfen. (…) Lästig wurden vor allem die sich mehr und mehr verstärkenden feindlichen Flieger, die besonders in den Nachmittagsstunden bei guter Sicht ganze Batterien lahmlegten. Zur Fliegerabwehr behelfsmäßig auf Pivots montierte Feldgeschütze waren viel zu unbeweglich, als daß sich irgendwelche namhafte Erfolge hätten erzielen lassen.“*

Offenbar befand sich Georg Probst jedoch nicht die ganze Zeit über an den Artilleriestellungen, denn diese Postkarte stammt wie jene vom 20. Dezember des Vorjahres aus der hinter der Front gelegenen Stadt Comines, seinem „Winteraufenthalt“. Der Wunsch von Lina Neefischer ist leider nicht überliefert, angesichts des länger als erwartet dauernden Krieges, der sich nun auch im neuen Jahr weiter fortsetzt, handelt es sich dabei möglicherweise um den Wunsch nach baldigem Frieden und Rückkehr der Soldaten.

Sämtliche Briefe, die sich Georg und Lina offenbar parallel zu den Postkarten geschrieben zu haben scheinen, sind leider nicht mehr vorhanden. Weniger im Platz beschränkt als auf einer Karte und mit der vermeintlich größeren Privatsphäre eines verschlossenen Umschlags enthielten diese Briefe vermutlich detailliertere Berichte über die Kriegserlebnisse oder die Geschehnisse in der Heimat.



Weitere Informationen

* aus: Otto von Waldenfels: Das K. B. 11. Feldartillerie-Regiment. (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Bayerische Armee. Bd. 72). Schick. München 1931.

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