09. August 1914: Auf fröhliches Wiedersehen

„Ihr werdet wieder zu Hause sein, ehe noch das Laub von den Bäumen fällt.“

Kaiser Wilhelm II. zu den im August 1914 in Richtung Belgien ausrückenden Truppen.


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An
Fräulein Lina Neefischer
Gutsbesitzerstochter
in Oberfelden
Bayern Mittelfranken B. Lehrberg Post Kolmberg

Sende von hier auch noch die besten Grüße an alle deine Angehörigen bevor [wir] in das Feindes Land ziehen. Lebe wohl auf fröhliches Wiedersehen verbleibe ich unter vielen Grüßen dein G. Probst.
Fürs Vaterland!
Viele Grüße an deine Schwester.
Wir sind schon 24 Stunden an der Bahn.
Einen Gruß von Leonhard [Schürlein?].


Wie dem Poststempel zu entnehmen ist, erreichte Georg Probst von Würzburg aus innerhalb eines Tages den Bahnhof Biebermühle, der heute den Namen Pirmasens-Nord trägt. Auf der hier durchführenden Bahnstrecke fuhren zu dieser Zeit 50 Militärzüge pro Tag in Richtung Westen. Als Teil des II. Königlich-Bayerischen Armee-Korps der 6. Armee war Georgs Regiment für das Gebiet südöstlich von Metz vorgesehen.

Das bekannte Bild des Fotografen Oscar Tellgmann zeigt fröhlich gelaunte, jubelnde Soldaten in einem Eisenbahnwaggon der Königlich-Bayerischen Staatseisenbahnen, auf den sie ihre siegessichere Absicht, über Metz nach Paris zu fahren, geschrieben haben. In einem solchen Waggon könnte auch Georg Probst in Richtung Metz gefahren sein.

Bundesarchiv_Bild_146-1994-022-19A,_Mobilmachung,_Truppentransport_mit_der_Bahn



Weitere Informationen

Bahnhof Pirmasens-Nord (Wikipedia)
Bahnstrecke Landau-Rohrbach (Wikipedia)
II. Königlich Bayerisches Armee-Korps (Wikipedia)
Augusterlebnis (Wikipedia)

08. August 1914: Dem Feind entgegen

An das deutsche Volk!

Seit der Reichsgründung ist es durch 43 Jahre Mein und Meiner Vorfahren heißes Bemühen gewesen, der Welt den Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle Entwickelung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns den Erfolg unserer Arbeit.

Alle offenkundige und heimliche Feindschaft von Ost und West, von jenseits der See haben wir bisher ertragen im Bewußtsein unserer Verantwortung und Kraft. Nun aber will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir mit verschränkten Armen zusehen, wie unsere Feinde sich zu tückischem Ueberfall rüsten, man will nicht dulden, daß wir in entschlossener Treue zu unserem Bundesgenossen stehen, der um sein Ansehen als Großmacht kämpft und mit dessen Erniedrigung auch unsere Macht und Ehre verloren ist.

So muß denn das Schwert entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf! zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande.

Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter sich neu gründeten. Um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens.

Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Und wir werden diesen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war.

Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war!

Berlin, den 6. August 1914.

Wilhelm.


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Fräulein Lina Neefischer
Gutsbesitzerstochter
Oberfelden
Colmberg.

Würzburg den 8. Aug. 1914
L. Lina,
die besten Grüße von hier aus sendet dein unvergässlicher Gg P.
Fahren morgen unsern Feindn entgegegen. Seid nochmal alle herzlich gegrüßt. Auf ein Wiedersehen.


Wie aus späteren Postkarten hervorgeht war Georg Probst dem Königlich Bayerischen 11. Feldartillerie-Regiment zugeteilt. Dieses hatte seinen Standort in Würzburg und von dort stammt auch die Karte, die 8 Tage nach der Verkündung des Kriegszustands durch Kaiser Wilhelm II., 5 Tage nach der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich und 4 Tage nach dem Angriff deutscher Truppen auf Lüttich (Belgien) verfasst wurde.



Weitere Informationen

Königlich Bayerisches 11. Feldartillerie-Regiment (Wikipedia)