08. August 1914: Dem Feind entgegen

An das deutsche Volk!

Seit der Reichsgründung ist es durch 43 Jahre Mein und Meiner Vorfahren heißes Bemühen gewesen, der Welt den Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle Entwickelung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns den Erfolg unserer Arbeit.

Alle offenkundige und heimliche Feindschaft von Ost und West, von jenseits der See haben wir bisher ertragen im Bewußtsein unserer Verantwortung und Kraft. Nun aber will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir mit verschränkten Armen zusehen, wie unsere Feinde sich zu tückischem Ueberfall rüsten, man will nicht dulden, daß wir in entschlossener Treue zu unserem Bundesgenossen stehen, der um sein Ansehen als Großmacht kämpft und mit dessen Erniedrigung auch unsere Macht und Ehre verloren ist.

So muß denn das Schwert entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf! zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande.

Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter sich neu gründeten. Um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens.

Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Und wir werden diesen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war.

Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war!

Berlin, den 6. August 1914.

Wilhelm.


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Fräulein Lina Neefischer
Gutsbesitzerstochter
Oberfelden
Colmberg.

Würzburg den 8. Aug. 1914
L. Lina,
die besten Grüße von hier aus sendet dein unvergässlicher Gg P.
Fahren morgen unsern Feindn entgegegen. Seid nochmal alle herzlich gegrüßt. Auf ein Wiedersehen.


Wie aus späteren Postkarten hervorgeht war Georg Probst dem Königlich Bayerischen 11. Feldartillerie-Regiment zugeteilt. Dieses hatte seinen Standort in Würzburg und von dort stammt auch die Karte, die 8 Tage nach der Verkündung des Kriegszustands durch Kaiser Wilhelm II., 5 Tage nach der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich und 4 Tage nach dem Angriff deutscher Truppen auf Lüttich (Belgien) verfasst wurde.



Weitere Informationen

Königlich Bayerisches 11. Feldartillerie-Regiment (Wikipedia)

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