The following statement from the general staff of the Russian commander in chief was made public tonight:
“It has been definitely established that the Germans are concentrating very great forces in east Prussia. These forces have started an offensive, which they are developing, especially in the direction of Wilkowyszki (north of Augustowo) and Lyck. The presence is reported of units composed of new recruits from central Germany. Our troops, keeping the enemy in check, are retiring from the Mazurian lakes toward our frontier.”
Sacramento Union, 12. Februar 1915.
Fräulein
Lina Neefischer
Gutsbesitzerstochter
Oberfelden Mittelf.
Post Colmberg
Bahnst. LehrbergDie besten Grüße sendet dir dein Georg Probst. Habe soeben das Marktstück erhalten, meinen besten Dank. Die besten Grüße an d. Eltern.
Bei diesem Exemplar handelt es sich um die erste Karte, auf der Georg Probst nicht mehr den Ort nennt, an dem er sich gerade befindet. Das wird sich auf allen verbleibenden Feldpostkarten nicht mehr ändern und ist vermutlich einem Befehl zuzuschreiben, der verhindern soll, dass der Feind durch abgefangene Post die Standorte der deutschen Einheiten erfährt. Durch Otto Freiherr von Waldenfels Buch über die Geschichte des 11. Feldartillerie-Regiments von 1931 lassen sich die Truppenbewegungen, wenn auch nicht mehr so genau, doch immer noch grob nachvollziehen. Demnach befindet sich die Artillerieeinheit nach wie vor im Stellungskrieg östlich von Messines.
Die Vorderseite der Postkarte zeigt Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg wie er mit seinen mächtigen Armen ein ganzes Feld von winzigen gegnerischen Soldaten, die teilweise in der Flucht begriffen sind, umschließt. Die Abbildung stellt die Winterschlacht in Masuren dar, die im Februar 1915 stattfand. Das Deutsche Reich unter von Hindenburg konnte die Schlacht für sich entscheiden, wobei 16.200 deutsche und 56.000 russische Soldaten fielen, verletzt oder vermisst wurden. Außerdem wurden etwa 100.000 russische Soldaten gefangen genommen, worauf von Hindenburgs Geste auf der Karte hindeutet. Für den Sieg erhielt er das Eichenlaub zu seinem Orden Pour le Mérite (französisch „für das Verdienst“), der höchsten preußischen Tapferkeitsauszeichnung, die er bereits im Vorjahr nach der Schlacht bei Tannenberg erhalten hatte. Auf der Propagandapostkarte ist der Orden mit Eichenlaub prominent zu sehen.
Anders als der Generalfeldmarschall freut sich Georg Probst als Fahrer an der Westfront über weniger prunkvolle Dinge und bedankt sich auf der Karte bei Lina für ein Marktstück. Während der Ausdruck im heutigen Sprachschatz verschwunden und auch im Duden nicht mehr zu finden ist, geben ältere Wörterbücher Auskunft über die Bedeutung des Wortes: „Jahrmarktsgeschenk, bes. das der Bursche seinem Mädchen kauft“ (Rheinisches Wörterbuch, 1928-1971), „Geschenk vom Markt, von der Kirchweihe“ (Pfälzisches Wörterbuch, 1965-1998), „Geschenk, das der Bursche seiner Geliebten vom Markt aus der Stadt mitbringt“ (Wörterbuch der elsässischen Mundarten, 1899-1907). Worum es sich bei dem Geschenk allerdings genau handelte, muss offen bleiben. Zu vermuten ist, dass der praktische Nutzen für den Frontsoldaten den des Orden Pour le Mérite deutlich übertraf.
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