Silvester 1914
Neunzehnhundertvierzehn, hast ausgekämpft,
Sie nennen dich laut, mancher gedämpft.
Manchem drückst du die Kehle eng.
Blutiges Jahr, wie warst du so streng!Kinder, die einst zur Schule gehn,
Werden dich groß im Geschichtsbuche sehn.
Greise, die nachmals die “Vierzehn” nennen,
Werden dich blitzenden Auges noch kennen.Ward je ein Jahr in die Erde begraben,
Wie du, Jahr voll schwarzer, gemästeter Raben!
Lachte eines so herrlich den Kühnen,
Wie du, dem noch winters die Lorbeeren grünen!Drückst der “Fünfzehn” den fressenden Brand
Wild zum Willkomm in die Jugendhand.
Salven krachen zum letzten Gruß.
Tod mäht weiter beim Jahresschluß.Max Dauthendey (1867-1918),
geschrieben am 31. Dezember 1914 auf Sumatra.
Fräulein
Lina Neefischer
Gutsbesitzerstochter
Oberfelden
Post Colmberg Bahnst. Lehrberg
MittelfrankenOstawerne, 3. Januar 1915
Habe heute deinen Brief erhalten u. auch das von dir abgeschickte Paketchen. Ich mache meinen besten Dank dafür, welches mich auf wirklich freute. Sonst geht es mir noch gut und bin auch gesund, was ich auch von dir und deinen Anhörigen noch hoffe. Die verbotenen Massnamen werde ich mir beibehalten. Leb wohl auf ein baldiges Wiedersehen u. sei bestens gegrüßt sowie deine l. Eltern von deinem unvergesslichen Georg Probst.
Auch diese Postkarte von Anfang 1915 regt die Fantasie der heutigen Leser an: Worum handelte es sich wohl bei den erwähnten verbotenen Maßnahmen? Möglicherweise stehen sie im Zusammenhang mit den mysteriösen Punkten auf der sieben Tage zuvor verfassten Karte.